Das Ökosystem Boden verliert an Qualität. Dabei wäre es so einfach, ihn zu retten: Denn die menschlichen Ausscheidungen sind reich Pflanzennährstoffen und könnten aus Abfall Ressource werden. Wir zeigen, wie jede und jeder Zuhause und ohne grossen Aufwand selbst eine bessere Erde herstellen kann.
Schon unsere Vorfahren wussten, dass mensch mit der Nahrung Nährstoffe aufnimmt, die für Pflanzen lebensnotwendig sind. Sie schlossen den natürlichen Kreislauf, indem sie ihre Ausscheidungen sammelten und zusammen mit tierischer Gülle an die Erde zurückzugaben. Klar - seuchentechnisch war die Erfindung des Wasserklosetts und der Schritt zu Kläranlagen richtig und wichtig. Heute gibt es jedoch Methoden, die Ressource “Human Output” zu recyceln und somit den natürlichen Kreislauf Feld-Teller-Toilette-Feld wieder zu schliessen. Wir zeigen dir, wie du mithilfe einer Trockentoilette selbst nährstoffreiche, gesunde Erde für deinen Garten produzierst. Aber keine Angst: Es wird nicht eklig und auch nicht aufwendig.
Das Potential unter dem Po
Zuerst schauen wir uns das grosse Ganze an. Die drei Minerale Stickstoff, Phosphor und Kalium sind die wichtigsten drei Nährstoffe für ein gesundes Pflanzenwachstum. Mensch nimmt diese Stoffe mit der Nahrung auf und scheidet die nicht verwendeten Mengen wieder aus. Heutzutage spülen wir sie weg. Das ist aus mehreren Gründen kritisch.
Erstens fehlen dem Boden dadurch immer mehr Nährstoffe.
Zweitens gelangen sie durch die Klärwerke in unsere Gewässer und damit auch ins Grundwasser - ein Ort, an dem sie nicht hingehören und beispielsweise eine Algenblüte verursachen können.
Und drittens wird aufgrund des Nährstoffmangels im Boden immer mehr gedüngt: Das ist problematisch, weil die Minerale aus zweifelhaften Quellen gewonnen oder energieaufwendig künstlich produziert werden müssen.
Zurzeit werden 100% der mineralischen Dünger in der Schweiz importiert. Umso imposanter ist es, dass die Ausscheidungen der gesamten Schweizer Bevölkerung 80% des durch Düngemittel importierten Stickstoffs und 110% des Phosphors enthalten. Wir Schweizerinnen und Schweizer könnten also fast das ganze Land mit Dünger versorgen, nur indem wir aufs “Hüüsli” gehen.
Wie kann ich selbst kompostieren?
Die Nährstoffe nicht wegzuspülen, sondern recycelt in den Kreislauf zurückzugeben, ist also mehr als sinnvoll. Und wir können alle ganz einfach dazu beitragen, bei uns zuhause. Das Einzige, was es dafür braucht, ist eine Trockentoilette.
Was ist eine Trockentoilette?
Eine Trockentoilette funktioniert, wie der Name schon sagt, ganz ohne Wasser. Anders als beim Spülklo, wird hier der “Human Output” in einem dafür vorgesehenen Behälter gesammelt, um später kompostiert zu werden. Die Verwendung ist für den modernen Mensch zwar eine Umstellung, aber Trockentoiletten stehen den Spülklos weder in Punkto Komfort noch Geruchsneutralität nach. Heutzutage gibt es verschiedene Arten und Grössen von Trockentoiletten, auch speziell für den Garten.
Kompostieren von Inhalten aus einer Trockentoilette
Hier werden Fest- und Flüssigstoffe, Einstreu und Toilettenpapier in einem Behälter gesammelt. Sobald dieser voll ist, kann der Inhalt auf einen separaten Kompost gekippt werden. Dabei ist es besonders wichtig, Handschuhe zu tragen und mit der Materie nicht in direkten Kontakt zu kommen, denn in unserem Stuhl können sich Krankheitserreger finden. In professionellen Anlagen werden sie mit hoher Temperatur unschädlich gemacht, im Privaten passiert das natürlich über Zeit. Deshalb ist es wichtig, lange genug zu kompostieren. Eine Eigenkompostierungsanlage kann bis zu 75 Grad Celsius erreichen, wobei je wärmer, je besser. Nach ein bis zwei Jahren, je nach Wetter, sind alle Pathogene natürlicherweise verschwunden.
Natürlich kann ein normaler Komposthaufen angelegt werden. Um den Kompostierprozess jedoch zu beschleunigen, kann beispielsweise ein Thermo-Komposter verwendet werden und Grünschnitt, Küchenabfälle sowie Kompostwürmer hinzugefügt werden. Das Resultat ist ein nährstoffreicher Rohhumus, der direkt im Garten ausgebracht werden kann.
Einige Trockentoiletten enthalten ein Pissoir, welches reinen Urin getrennt sammeln kann. Auch aus ihm kann hervorragender Dünger hergestellt werden. Dafür wird der Urin im Verhältnis 1:10 für Starkzehrer und 1:20 für Schwachzehrer mit Wasser gemischt und wie herkömmlicher Dünger für die Pflanzen verwendet. Der menschliche Urin ist quasi keimfrei, das heisst, Krankheitserreger werden nicht übertragen. Allerdings können sich Rückstände von Medikamenten wie der Pille oder Aspirin finden. Im normalen Gebrauch sind die Mengen nicht schädlich, jedoch sollte auf Urin von Menschen verzichtet werden, die regelmässig starke Medikamente einnehmen.
Die Selbstkompostiertoilette
Die einfachste Variante, zuhause seinen Human Output zu nutzen und den Nährstoffkreislauf zu schliessen, ist jedoch eine Selbstkompostiertoilette. Sie ist erhöht auf einem Kübel montiert, in dem die Fest- und Flüssigstoffe, Toilettenpapier und Einstreu gesammelt werden. Der Unterschied ist, dass der Behälter fürs Kompostieren gedacht ist und keine Leerung benötigt. Daher können Grünschnitt und Küchenabfälle zugegeben werden, die den Kompostierungsprozess beschleunigen. Ohne Leerungsaufwand gilt hier die simple Devise: Kacke rein - Erde raus!
Geheimwaffe Einstreu
Anstatt mit Wasser wird bei der Trockentoilette mit sogenannter Einstreu gespült. Diese dient nicht nur dazu, dass man die Hinterlassenschaften der anderen nicht sehen muss - sie hat viele Funktionen. Einerseits fungiert die Einstreu als Geruchsneutralisator und funktioniert wie ein Kuhfladen auf der Wiese. Dieser stinkt nicht, weil eine dünne Schutzschicht darüber liegt. Erst wenn diese aufreisst, weil beispielsweise jemand hineintritt, fängt der Fladen an zu stinken. Die Einstreu funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Andererseits ist sie wichtiger Bestandteil für die Kompostierung, denn in unseren Ausscheidungen ist viel Stickstoff enthalten, welcher zur Kompostierung das Gegenstück Kohlenstoff benötigt. Und ja, richtig geraten: Einstreu, aber auch beispielsweise Klopapier, enthält haufenweise Kohlenstoff.
Die Toilettenrevolution
Als vor 150 Jahren das Wasserklosett erfunden wurde, setzte eine neue Ära für die menschliche Gesundheit und Hygiene ein. Heute ist es Zeit, für eine nächste Sanitärwende. Mit einfachen Methoden und ohne tiefgreifende Veränderungen im Alltag bietet uns die Trockentoilette eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Lösung. So können wir den Zyklus Feld - Teller - Toilette - Feld wieder schliessen, um unsere Böden zu retten, unsere Pflanzen zu stärken und das Grundwasser zu schützen. Der erste Schritt dazu fängt bei der Toilette an. Bist du dabei?
Als Schweizer Pionier und Vorreiter vermietet und verkauft Kompotoi Trockentoiletten aller Art. Ausführliche Informationen und Anleitungen zum Thema Düngung und Kompostierung Zuhause finden sich im Kompotoi Blog.
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