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AutorenbildLucas Meyer .

Mulchen - Wieso wir unseren Boden bedecken





Wenn man mit dem Auto durch unsere Kulturlandschaften fährt, sieht man zurzeit immer wieder gepflügte Ackerflächen. Der Boden liegt nackt da, ganz ungeschützt und ausgesetzt an das kalte Winterwetter. Was heutzutage für unser Auge normal erscheint, kennt die Natur so gar nicht. Oder eben fast nicht. Es gibt nämlich in der Natur nur ein Vorkommnis, bei dem unser geliebter Boden unbedeckt liegt, nämlich nach einem Erdrutsch. Dieser kommt aber an einem bestimmten Ort kaum so regelmäßig vor, wie heutzutage der Pflug eingesetzt wird. Ein Erdrutsch oder Pflug bringt nämlich eine Zerstörung ins System. Die Erdschichten werden aufgewühlt und das Haus der Erdbewohner auf den Kopf gestellt. Danach ist der Boden dem lokalen Klima komplett ausgesetzt. Der Regen verschlammt und verdichtet den Boden. Die Sonne scheint direkt drauf und der Wind weht über die Erde, sodass in Trockenperioden die oberste Schicht viel schneller austrocknet. Und die tiefen Temperaturen lassen die oberste Schicht gefrieren. An ein angenehmes Leben ist so für unsere vielen lieben Bodenlebewesen kaum zu denken. Doch was macht die Natur nach einem solchen Erdrutsch? Lassen Sie mal ein nacktes Stück Land in Ihrem Garten für einige Jahre stehen und finden Sie es heraus. Nach 25 Jahren werden Sie bereits einen kleinen Jungwald vorfinden. Die Natur kommt schnell auf dieses nackte Stück Erde zurück und bedeckt es, um es wieder zu schützen. Ein lebendiger Mulch wächst über die Fläche. Solch ein natürlicher Mulchvorgang finden wir auch in unseren Wäldern vor. Im Herbst lassen die Bäume ihre Blätter fallen und bedecken den Boden. So einfach ist es.


Die Vorteile des Mulchen

Mulchen ist also grundsätzlich das Bedecken des Bodens mit verschiedensten organischen Materialien. Der bedeckte Boden ist nicht nur geschützt vom lokalen Wetter, er bringt uns auch noch eine Menge anderer Vorteile. Das Mulchmaterial zersetzt sich mit der Zeit und ernährt so unser Bodenleben. Nährstoffe werden wieder zurück in den Kreislauf gebracht und der Boden wird sogleich auch durch die Aktivitäten der Bodenlebewesen gelockert. Bei einem gemulchten Boden muss man auch viel weniger unerwünschte Beikräuter entfernen, denn der Mulch unterdrückt die Kräuter bei der Keimung.


Was für Mulchmaterialien kann ich verwenden

Zum Mulchen kann man grundsätzlich alle organischen Materialien verwenden, die einem zur Verfügung stehen. Im Gemüsegarten wollen wir mit Materialien mulchen, die generell einen höheren Stickstoffanteil haben, wie zum Beispiel frischer Grasschnitt. Dieser sollte man vor dem Verteilen kurz antrocknen, damit er nicht anfängt zu faulen. Der Grasschnitt zersetzt sich im Gegensatz zu anderen Mulchmaterialien eher schnell und die Nährstoffe sind daher schneller den Pflanzen zugänglich. Zudem beinhaltet der Grasschnitt auch keine Samen von Beikräutern die man ungewollt in den Gemüsegarten bringt. Natürlich kann man auch weitere grüne Pflanzen zum Mulchen brauchen. Wenn ich im Gemüsegarten am Jäten bin, schmeiße ich die Pflanzen gleich wieder aufs Beet. So muss ich nicht immer alles durch den Garten zum Kompost tragen und der Boden ist auch gleich bedeckt.





Im Herbst lässt sich das Gemüsebeet auch gut mit dem herabfallenden Laub der Bäume mulchen. Die Mulchalternative bringt wiederum andere Nährstoffe ins Gemüsebeet, welchen den Pflanzen im nächsten Jahr zur Verfügung stehen werden. Geeignet sind hier zum Beispiel die Blätter des Hasels oder der Birke, welche sich um einiges schneller zersetzen als das Laub des Nussbaumes. Zur Förderung der Rotte lassen sich unter dem Laub auch Bokashi, frischen Mist oder Brennnesseln geben. Diese locken die Bodenlebewesen zusätzlich aus dem Boden, damit sie direkt mit dem Zersetzen anfangen können.


Im Waldgarten mulcht man am besten mit Materialien, die sich weniger schnell zersetzen, das heißt, mehr Kohlenstoff enthalten. Hier können zum Beispiel Holzhäcksel, Laub, Sägemehl, Nadeln und Ähnliches verwendet werden. Das kohlenstoffhaltige Material fördert zudem das Wachstum von Pilzen im Boden, welche den mehrjährigen Pflanzen in unserem Waldgarten zugutekommen. Zu viel stickstoffhaltiges Material wollen wir unseren Bäumen und Sträuchern nicht geben, da ein zu schnelles Wachstum die Pflanzen schwächt und Schädlinge anlockt.


Natürlich lässt sich auch Heu oder Stroh als Mulchmaterial verwenden. Das geschnittene Heu lege ich direkt wieder auf die Wiese, um Heukartoffeln anzubauen. Das Heu hat genügend Stickstoff, um schöne und gesunde Kartoffelpflanzen anzubauen. Im Herbst lässt sich das Heu entfernen, die Kartoffeln ernten, und die darunter liegende Wiese ist kompostiert. Nun säe ich eine Gründüngung ein, um den Boden für die nächste Anbauphase vorzubereiten. Im Gegensatz zu Heu hat Stroh einen höheren Kohlenstoffanteil. Es verrottet weniger schnell, eignet sich aber ebenfalls als Mulchmaterial.





Lebendiger Mulch

Als Mulch eignen sich natürlich auch Pflanzen, zum Beispiel in Form einer Gründüngung. Diese Pflanzen halten den Boden bedeckt, durchwurzeln das Erdreich und halten es so beschützt. Über den Winter eignen sich zum Beispiel die Phacelia oder der Wickroggen, eine Mischung aus Winterroggen und Zottelwicke. Die Wicke bindet Stickstoff aus der Luft und bringt sie in den Boden. Der Roggen bildet eine enorme Wurzelmasse mit Wurzeln bis zu vier Metern in die Tiefe. Im nächsten Jahr kann ich den Roggen entweder ernten oder ich falte ihn im Mai einfach zu Boden. Der Boden ist dann bedeckt, die Erde durchwurzelt und in die entstandene Mulchschicht setze ich meine Kürbissetzlinge rein. Mit dieser Technik kamen meine Kürbisse auch durch den diesjährigen Hitzesommer, ohne diese zusätzlich zu wässern.


Als ganzjähriger Mulch eignet sich zum Beispiel auch der Weissklee. Dieser wuchert stark und bedeckt den Boden. Meine Setzlinge setze ich dann direkt in die frisch zurückgeschnittene Weissklee Decke rein. Der Klee reichert zudem den Boden mit Stickstoff an.


Sollte man auch im Frühjahr mulchen?

Grundsätzlich sollte der Boden das ganze Jahr bedeckt sein. Manchmal lohnt es sich aber eine Mulchpause einzulegen. Die Mulchdecke isoliert den Boden. Sie verhindert aber auch, dass sich der Boden im Frühjahr schneller aufwärmt. Daher nehme ich in meinem Garten das unverrottete Laub zur seite und bringe dann den reifen Kompost aus. Die schwarze Farbe des Komposts hingegen zieht die Sonne zusätzlich an und dient als Wärmemagnet. Zudem haben die Schnecken im Frühjahr weniger Versteckmöglichkeiten und die Pflanzen werden vermehrt verschont, wenn keine dicke Mulchschicht auf den Beeten liegt.


Nie mehr umgraben

Grundsätzlich versuche ich, den Boden immer bedeckt und durchwurzelt zu haben. So bleibt mein Boden durchlüftet und belebt, das alljährliche Pflügen oder Umgraben fällt weg. Beim Umgraben würde ich zudem ungewollte Beikrautsamen an die Oberfläche holen und zum Keimen bringen. Das kontinuierliche Mulchen der Gartenfläche wird sich, vor allem mittel- und langfristig, auszahlen. Die Bodenaktivität wird erhöht, die Erde krümelig und vital.


Dieser Text erschien im Gartenmagazin Freude am Garten https://freudeamgarten.ch/






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